Acrystal-Beispiele aus Nachbarländern


Skulpturenausstellung  "Sculpture by the Sea" in Aarhus, Dänemark


Erinnern Sie sich an die Elche, die die Künstlerin Meike Staats für eine Ausstellung in Mérida/Mexiko unter Verwendung von Acrystal kreierte? In den Acrystal-Informationen 2/2009 hatten wir darüber berichtet und auch erzählt, dass Frau Staats plant, bald wieder eine Skulptur mit Acrystal zu bauen. In diesem Jahr startete sie nun ein neues großes Projekt. Mit Fotos der Elche aus Mexiko und dem Maultier, das bei der Ostrale 2009 in Dresden zu sehen war, bewarb sie sich an der Ausschreibung für die Ausstellung „Sculpture by the Sea“ im dänischen Aarhus. Die Anforderungen an die Kunstwerke waren hoch: Einen Monat lang sollten die Arbeiten bei Wind und Wetter im Freien stehen. Nach der Einreichung zusätzlicher Skizzen waren die Mitglieder der Jury überzeugt und Meike Staats durfte teilnehmen.

Bei einem Treffen mit dem Chefkurator und dem technischen Leiter konnte die Künstlerin den Strand und die Steilküste besichtigen, wo die Ausstellung stattfinden sollte. Eine kleine Lichtung am Steilufer oberhalb des Strandes stellte sich als optimal geeignet für die geplanten drei Maultiere und das Zebra heraus: auf der Wiese mit Sträuchern könnten sie Rast machen.

Die Planungsphase begann mit Modellen der Gerüste und vielen Berechnungen: Nicht nur, wie viel Holz von welcher Sorte benötigt wurde, sondern auch der Bedarf an Acrystal musste kalkuliert werden. Nach ersten Überlegungen und Rücksprache mit Anwendungstechniker Herbert Kiefer entschied sich Frau Staats, Acrystal Prima und Basic Crystal zu verwenden, mit denen sie bereits viel Erfahrung hat, und die Arbeiten mit Acrystal Finition zu schützen. Das sollte selbst dem rauen Klima der dänischen Ostseeküste standhalten.

Da die Wiese, auf der die kleine Herde zu sehen sein sollte, uneben war und über Gefälle aufwies, spielten Statik und Belastbarkeit eine große Rolle, zudem musste man mit schlechten Wetterverhältnissen rechnen. Rat holte sich die Künstlerin bei einem Gespräch mit einem Sicherheitsingenieur und entschied sich dann für diagonale Absteifungen, die die Skulpturen zwar etwas kompakter und in ihren Augen dadurch weniger ästhetisch machten, für den Einsatz im Außenbereich aber notwendig waren.

Insgesamt drei Monate benötigte Meike Staats für die Planung und Arbeit an den Skulpturen. Das Vorgehen war bei allen vier Tieren dasselbe: Zunächst wurde das Holzgerüst gebaut, dann der Kopf mit Drahtgewebe geformt und mit Draht vernäht oder Heißkleber befestigt. Aus Glasstapelfasergewebe schnitt Frau Staats Stücke in der benötigten Größe zu und tränkte diese mit Acrystal. Mal mit Thixotropierer angedickt, mal flüssiger, wie sie es gerade brauchte. Der Gebrauch des Verzögerers verschaffte ihr dabei die nötige Ruhe. So modellierte sie die Oberflächen und trug anschließend ein oder zwei Schichten Acrystal direkt mit dem Pinsel auf, geschliffen wurden die Figuren nicht mehr. Um die Tiere wetterfest zu machen, band Meike Staats ihre Farben, Abtönkonzentrate wie Mixol, mit Acrystal Finition ab. Somit setzte sie Finition als Schutz und als Binder ein. Obwohl die Tiere einen Monat lang im Freien standen, haben sie Sonne, Wind, Regen und Salzluft getrotzt und Frau Staats bescheinigt dem gewählten Material extreme Robustheit. Einige Stellen sind lediglich ein wenig ausgeblichen, da sie mit Lasuren gearbeitet hat, resümiert sie selbstkritisch und meint, dass sie vielleicht zu viel Wasser in die Lasuren gemischt hat. Eventuell könne man das Problem auch mit einem anderen Bindemittel vermeiden.

Regelmäßig musste Meike Staats der Jury über den Fortlauf ihrer Arbeiten Bericht ablegen, auch Wartungsanleitungen für die Skulpturen mussten eingereicht werden mit einer genauen Beschreibung, wie und in welcher Reihenfolge die Arbeit auf- und abgebaut wird, was beachtet werden muss, ob man technische Hilfsmittel wie Hebebühne oder Kran beim Aufbau benötigt, ob man die Kunstwerke berühren oder gar auf die Tiere klettern darf und vieles mehr – und das alles auf Englisch.

Auf der Wiese am Rand des Marselis-Waldes haben sich die drei Maultiere und das Zebra dann gut eingefügt, findet Meike Staats, die „ihre Vier“ nach dem dreitägigen Aufbau mit Ausrichten und Absichern mit einem mulmigen Gefühl zurückließ. Zwar wurden die Skulpturen durch Wärter abgesichert, aber es gibt doch immer Besucher, die es reizvoll finden könnten, sich auf einem Kunstwerk sitzend fotografieren zu lassen. Auch die Wetterverhältnisse können selbst im dänischen Sommer tückisch sein. Bei einem Sturm mit starkem Regen brach dann auch tatsächlich ein ca. 6 m langer Ast von einer nahe stehenden Buche ab und stürzte auf das Zebra. Zum Glück kam das Tier mit dem Schrecken davon: Lediglich das Gerüst war schmutzig und der Kopf hatte sich ein wenig in seiner Verschraubung gesenkt. Im Innern gab es allerdings einen Riss vom Kopf zur Holzverbindung, der der Standhaftigkeit aber keinen Abbruch tat.

Vom 2. Juni bis zum 3. Juli 2011 konnten Kunstinteressierte am 3 km langen Strand von Aarhus Kunstprojekte von mehr als 60 Künstlern aus über 20 Ländern bewundern. Deutschland war mit fünf Beiträgen dabei, einer davon stammte von Meike Staats. Die Besucher waren sehr angetan und berührt von den Maultieren und dem Zebra, weil die Tiere einerseits so natürlich wirkten, andererseits doch so fremd mit ihren Körpern, die auf die Gerüste reduziert waren.

 

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„Sculpture by the Sea“ ist eine Skulpturenausstellung, die ihren Ursprung in Australien hat. Bereits seit dem Jahr 1997 findet sie am Bondi Beach, Sydney statt. Der dänische Kronprinz Frederik und seine Frau, Kronprinzessin Mary, gebürtige Australierin, brachten die Ausstellung nach Dänemark und übernahmen die Schirmherrschaft. Zum zweiten Mal wurde das Skulpturenfestival in Aarhus veranstaltet. Auf etwa drei Kilometern waren sowohl am Strand zwischen Tangkrogen und Ballehage als auch am Waldrand 65 Skulpturen und Installationen aufgebaut. Ca. 600 000 Besucher haben die Open-Air-Schau bewundert.

 

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In gänzlich anderer Umgebung konnten die Maultiere und das Zebra nach der dänischen Skulpturenschau in Deutschland besichtigt werden: In Hamburg in der Ausstellung von Meike Staats „Ich bin ein Mädchen” im August 2011.