Acrystal-Beispiele aus Nachbarländern

Anwenderbericht: Acrystal Aqua für die Seebühne Bregenz


Ein gigantisches Bühnenbild erwartet die Besucher der Bregenzer Festspiele bei der Aufführung der Oper „André Chénier“ auf der weltgrößten Seebühne. Aus dem Wasser ragt ein gewaltiger Männertorso empor, dessen Kopf allein 14 Meter hoch und 16 Meter breit ist. Das bekannte Gemälde „Der Tod des Marat“ von Jacques-Louis David war Inspiration und Vorlage für die Bühnenkulisse des historischen Dramas, der Bodensee übernimmt die Rolle der Badewanne. Neben dem 60 Tonnen schweren Kopf beeindrucken weitere Bühnenelemente, die ebenfalls als Auftrittsort für Statisten und Stuntmen dienen: ein goldener,
19 Meter hoher Spiegel, ein altes Buch und ein Brief.

Über den Teil, der in einer Höhe von 24 Metern aus dem See herausragt, ist in der Presse viel berichtet worden. Eine besondere Herausforderung stellte aber auch der untere Teil des Bühnenbilds dar, der sich unter Wasser befindet und den Torso fortsetzt. Für die Beschichtung des Aufbaus, der aus einem Metallgerüst, einer wasserfesten Holzplatte und einer konturgebenden Styrodurplatte besteht, musste ein absolut wasserfestes Material gefunden werden, das während der zwei Jahre langen Spielzeit dauerhaft im Wasser bleiben konnte und sich nicht veränderte. Herr Frank Schulze, Leiter der Kaschurabteilung der Bregenzer Festspiele, und sein Team testeten mehrere Werkstoffe auf ihre Eignung, darunter Acrystal Aqua. Von Acrystal hatte der Bildhauer über ehemalige Plastikerkollegen in Frankreich erfahren, parallel hatte er es bei den UFA-Studios in Babelsberg kennengelernt.

Um den bestmöglichen Werkstoff für die Unterwasserfläche zu finden, wurde eine Bauprobe hergestellt. Ein Metallkörper wurde mit vier unterschiedlichen Materialien bestrichen, dann wurde die Konstruktion für circa ein halbes Jahr im Bodensee versenkt. Mitte Juli 2010 fand die Demontage und Begutachtung statt, bei der auch Anwendungstechniker Herbert Kiefer zugegen war. Das Ergebnis war für ihn erfreulich: Acrystal Aqua hatte im Vergleich mit den anderen Werkstoffen am besten abgeschnitten und wurde daher als Material für die Beschichtung des Unterwasserteils festgelegt.

 

Nun ging es an die Details: Insgesamt 180 m² Fläche sollten beschichtet werden, dabei musste das Material auf senkrechte Flächen aufgetragen werden, durfte nicht ablaufen und sollte so schnell wie möglich anziehen. Um diese Vorgaben zu erfüllen, wurde im Acrystal-Werk in Frankreich eigens ein neues Thixotropiererkonzentrat für Aqua entwickelt, das eine 5-fach stärkere Wirkung hat als der bisherige Thixotropierer für Acrystal Prima und daher extrem dickflüssig ist.

Das weitere Vorgehen war für Herrn Schulze und sein vierköpfiges Team ziemlich mühsam. Bereits das Aufspachteln der zähen Acrystal-Aqua-Masse war körperlich anstrengend, insgesamt 1,6 Tonnen Material mussten verarbeitet werden. Eine 2 bis 4 Millimeter dicke Schicht musste in einem Arbeitsgang aufgetragen werden, da sich eine zweite Schicht mit dem Material auf Zementbasis nicht verbunden hätte. Danach musste die Fläche während der Aushärtung in Frischhaltefolie eingepackt und ständig bewässert werden. Falls eine Stelle versehentlich austrocknete, bildeten sich feinste Haarrisse zu einem Spinnengewebemuster. Das Ergebnis wurde dadurch zwar nicht beeinflusst, störte aber optisch. Und auch nach der Fertigstellung wurde es noch einmal heikel: Als das Team das Unterteil, das mit einer Stahlkonstruktion verbunden war, schließlich im Bodensee verankerte, musste es achtgeben, nicht mit den Booten dagegen zu fahren.

Am 20. Juli 2011 fand die Premiere der Oper statt, in diesem Sommer läuft die zweite Spielzeit. Das Bühnenbild musste also einen Winter unter freiem Himmel aushalten, der ungewöhnlich kalt war und zweistellige Minusgrade erreichte. Der Unterbau mit der Beschichtung aus Acrystal Aqua hat das Jahr im zeitweise vereisten Bodensee ohne Beeinträchtigung überstanden. Und obwohl die Bearbeitung durch die genannten Faktoren ziemlich schwierig war, ist Herr Schulze sehr zufrieden mit dem Ergebnis und plant, beim nächsten Unterwasserprojekt wieder Acrystal Aqua einzusetzen.

 

Bildergalerie (Zoom und Blättern per Klick)