Anwenderbericht


Architekturmodelle aus Acrystal

Unzählige Skulpturen begrüßen den Besucher der Gipsformerei Günter Weinreuter GmbH in Freiberg am Neckar bereits auf dem Hof. In der hauseigenen Werkstatt werden Kleinplastiken, Portraits oder Skulpturen abgeformt und gegossen. Beim aktuellen Auftrag, den der Familienbetrieb abwickelte, ging es um etwas Außergewöhnliches: 20 identische Architekturmodelle sollten aus Acrystal gegossen werden, jeweils in einer Größe von ca. 0,85 x 1,20 Metern. Das hatte selbst Anwendungstechniker Herbert Kiefer noch nie gesehen, der die Einladung von Gunter Weinreuter, die Herstellung mitzuverfolgen, gerne annahm.

Der Hintergrund:
Der Auftraggeber führt eine Ausschreibung an mehrere Architekten durch. Auf einer freien Fläche soll ein neues Gebäude errichtet werden. Als Grundlage für Planung und Entwicklung erhielt jeder teilnehmende Architekt ein dreidimensionales Modell des Geländes, auf dem die Fläche, die bebaut werden soll, deutlich zu erkennen ist.

Der Auftrag:
Ein Modellbauer erteilte der Firma Weinreuter den Auftrag über die Herstellung von 20 Architekturmodellen des Geländes. Grundlage war ein Urmodell aus Kunststoff (Polystyrol), das der Modellbauer zur Verfügung stellte. Dieses Urmodell entstand durch Fräsen mit CNC-Maschinen. Die Herstellung von 20 Urmodellen wäre zu zeitaufwändig und daher zu teuer gewesen.

Der Grundgedanke:

Die Firma Weinreuter entschied, eine Silikonform des Urmodells anzufertigen. Bei der Wahl des Materials für die einzelnen Modelle einigte man sich schnell auf Acrystal. Es ist robust und bindet schneller ab als Kunstharz, was Zeitersparnis bringt. Auch der Gesundheitsaspekt war wichtig, da in der Halle gearbeitet wurde: Acrystal enthält keinerlei aggressive Bestandteile oder Lösungsmittel.

Bildergalerie (Zoom und Blättern per Klick)

Die weiche Silikonform befindet sich in einer Stützschale aus Gips. Ein Metallrahmen dient der Stabilisierung. Die beiden Rundeisen, die quer verlaufen, verhindern, dass der Rahmen sich ausdehnt. Ein Gemisch aus Wasser und Spülmittel wird in die Silikonform eingespritzt, um die Oberflächenspannung zu reduzieren. Der Rahmen wird behandelt, damit er nicht rostet.

Die erste Schicht Acrystal wird eingegossen. An den schwer zugänglichen Stellen wird das flüssige Material mit dem Pinsel eingestrichen, danach wird wieder Acrystal dazugegeben und verteilt.

Glasstapelfasermatte in einer Stärke von 600 g wird eingearbeitet, die Ränder werden verstärkt, auch die Rundeisen werden mit Fasermaterial umwickelt. Anschließend wird erneut flüssiges Acrystal aufgegossen. Durch die Zugabe von Verzögerer wurde die Topfzeit des Materials auf 15 Minuten verlängert.

Rütteln an der Form verhindert Luftblasen. Trotz der eigens angebrachten Vorrichtung aus Stäben an der Stützform eine kraftraubende Aufgabe für Gunter Weinreuter.

Eineinhalb Stunden muss das Material austrocknen.

Mittels einer Kranvorrichtung wird die Gesamtkonstruktion bewegt.

Vorsichtig wird entformt. Das Modell aus Acrystal fühlt sich noch warm an.

Das fertige Modell. Drei Tage muss es noch ruhen, bis es gänzlich ausgetrocknet und stabil ist. Jedes kleinste Detail der Urform wurde reproduziert, selbst feinste Linien und Kanten. Mit Feile und Spachtel können kleine Unebenheiten wie zum Beispiel Luftbläschen nachbearbeitet werden.

Die Brücke, die über der Autobahn verläuft, wird in einem gesonderten Arbeitsgang hergestellt. Hier sieht man, wie Herr Eisenschmid das Material mit dem Pinsel einstreicht.

Auch die Brücke ist fertig und kann nach dem Austrocknen auf das Modell aufgeklebt werden.


Das Ergebnis:

Nach einem Tag, an dem das Verfahren getestet wurde, und drei Produktionstagen sind alle Beteiligten begeistert von den fertigen Modellen. Detailgetreu wurden selbst Feinheiten übernommen, wie z. B. Linien, die Parkplätze symbolisieren. Durch die kurze Topfzeit und das rasche Entformen konnten pro Tag 7 Modelle hergestellt werden, das wäre mit Kunstharz nicht möglich gewesen. Da die Firma Weinreuter schon seit Jahren mit Acrystal arbeitet und über viel Know-how verfügt, gab es fast nur positive Erfahrungen. Probleme bereitete lediglich die Herstellung der Brücke, die extra gegossen und nachträglich aufgeklebt wurde. Wegen zwei dünner Stellen an den Enden der Brücke musste sehr vorsichtig entformt werden, da das Modell sonst an dieser Stelle gebrochen wäre. Zur Sicherheit ließ man sich mit dem Entformen Zeit, bis das Material besser getrocknet war.

Technische Daten:
Gewicht jedes Modells: ca. 40 kg (incl. ca. 5 kg Metallrahmen)

Materialverbrauch:

  • Modell: 6 kg flüssiges Acrystal Prima, 15 kg Basic Crystal Pulver, 30 g Verzögerer, ca. 250 g Titandioxid weiß (Farbpulver), Glasstapelfasermatte 600 g
  • Brücke: 1,5 kg flüssiges Acrystal Prima, 3,75 kg Basic Crystal Pulver, 5 g Verzögerer, ca. 80 g Titandioxid weiß (Farbpulver)

Infos zur Firma:
Seit 1977 ist die Gipsformerei Günter Weinreuter GmbH in Freiberg ansässig und bietet Bildhauern jeglichen Service einer modernen Kunstgießerei. Der gelernte Stuckateur und Gipsformmeister Günter Weinreuter hat den Familienbetrieb 1965 gegründet, seit 2006 wird er in zweiter Generation von seinem Sohn Gunter Weinreuter geleitet. Zahlreiche Künstler und Museen wissen die individuelle Herstellung, persönliche Beratung und Professionalität zu schätzen. www.gipsformerei.de