Anwenderbericht

 

Bayerische Staatsoper München: Treppe aus Acrystal als Bühnenmittelpunkt

9 Opernpremieren, 4 Ballettpremieren und
3 Gastspielpremieren im Spielplan 2011/2012, für die jeweils komplett neue, anspruchsvolle und aufwändige Bühnenbilder hergestellt werden müssen. Dazu kommen die Instandhaltungen der Bühnenbilder von etwa 65 Repertoire-Vorstellungen in 600 Lkw-Containern, die in einem Zentrallager sortiert und gelagert werden. Wie soll das gehen? Mit nur rund 60 Mitarbeitern? „Ganz einfach“, erklärt Herr Peter Pfitzner, Abteilungsleiter Theaterplastik, „jeder, der hier arbeitet, hat vier Arme und daran jeweils zwei Hände. Das sieht nicht gut aus, aber es ist praktisch.“

Für die Uraufführung von Peter Eötvös‘ Oper „Die Tragödie des Teufels“ an der Bayerischen Staatsoper wurde etwas ganz Besonderes vom Team der Theaterplastiker gefordert: Eine riesige, ins Endlos führende, von Skulpturen gesäumte Treppe, die der Bühnenmittelpunkt sein sollte. Begehbar, bespielbar, drehbar. Die einzelnen Stufen optisch wie ausgewaschener alter Marmor. Nach einem Bühnenbild von Ilya und Emilia Kabakov wurde vom Bühnenbildner zunächst ein Modell im Maßstab angefertigt. Nachdem die technischen Zeichnungen für den Bau konstruiert und Drehscheibe und Technik entwickelt waren, entwarf das 10 Personen starke Team um Peter Pfitzner zunächst Modelle für Materialoberflächen und Skulpturen, dabei wurden verschiedene Steinmuster geprüft. Als die Oberflächen definiert waren, wurden Tiefziehschalen mit Steinoptik angefertigt. Nach dem Vergleichen mehrerer Werkstoffe entschied sich das Team für die Verwendung von Acrystal. Neben Stabilitätsgründen und der optimalen Reaktionszeit war entscheidend, dass man damit die perfekte Steinnachbildung erzielen konnte, was mit keinem vergleichbaren Material auf dem Markt möglich gewesen wäre.

Konstrukteure entwickelten den technischen Aufbau und führten die statischen Berechnungen durch, dann konnte mit der Herstellung und Gestaltung begonnen werden. Direkt auf den 8 Meter hohen Stahlbau, der auf einer Drehscheibe angebracht war, wurde zunächst eine Schicht Acrystal Prima, anschließend für die Oberflächenstruktur Acrystal Carrara aufgetragen, als Trägermaterial dienten Glasfasermatten. Leichtes Polieren erzeugte täuschend ähnlichen Glanz von Originalmarmor, berichtet Peter Pfitzner und ergänzt, dass er in der Planungsphase Mustersteinplatten aus Acrystal Carrara nach New York gesendet hatte, wo sie vom Künstlerehepaar Kabakov als perfekte Imitation akzeptiert wurden. In den 6 Wochen, die sie für die Herstellung des Gesamtwerks benötigten, habe es nie irgendwelche Probleme mit dem Werkstoff Acrystal gegeben, schildert er weiter, die Verarbeitung sei perfekt gewesen. Besonders positiv war für ihn die Tatsache, dass das Auftragen von nur zwei Schichten vollauf ausreichte und sich das Gewicht, trotz Steinmehlanteilen, in Grenzen hielt. Zudem waren die Steinplatten in sich noch leicht elastisch, was für den Aufbau sehr wichtig war.

Die Nachbearbeitung verlief ebenfalls problemlos. Vereinzelt wurden Übergänge verschliffen, besonders bei den Figuren. Die Treppenstufen wurden mit schmutzigem Wasser auf alt getrimmt. Zuletzt wurde ein leichter Schutzlack ohne Glanz aufgesprüht. Das fertige Werk war ein Spektakel und das Echo ein Riesenerfolg, auch die schwindelfreien Stars, die ständig treppauf, treppab agierten, waren beeindruckt von der Qualität des Bühnenbilds.

 

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Fotos: © Wilfried Hösl, Einsteinstraße 171, 81675 München, Tel: 0049 89 4702285

Zahlen und Fakten Der Durchmesser der Drehscheibe, auf der die Treppe steht, beträgt 12 m, die Höhe der Treppe 8 m. Materialverbrauch: ca. 500 kg Acrystal Carrara, 500 kg Acrystal Basic Crystal,
750 m² Glasfasergewebe, 48 m² Tiefziehmaterial, 50 m² Styropor, 75 kg Silikon, 200 Kartuschen PU-Hartschaum-System, 80 PU-Schaumdosen.