Anwenderbericht


Naturalistische Felslandschaft aus Acrystal für die Deutsche Oper Berlin



Die Vorgaben waren bis ins Detail genau und sehr anspruchsvoll: Für die Wagner-Oper Parsifal in der Deutschen Oper Berlin wurde eine realistische Felsformation gebaut.

Anforderungen
Das Format der Felslandschaft war anhand von Skizzen, Moods, Modellen und Zeichnungen der Bühnenbilder genau festgelegt. Gewünscht wurde die Imitation von zwei Felsen in Sandsteinoptik unter Erfüllung folgender Bedingungen:

  • Gesamtmaße der Felsen: 12 x 4 x 5 m und 8 x 4 x 4,5 m (Länge/Breite/Höhe).
  • Größe und Gewicht der Einzelteile: max. 4 m² Fläche und 50 kg Gewicht (Beschränkung aufgrund bestehender Vorgaben für den Auf- und Abbau sowie die Magazinierung).
  • Lademaße von 2,3 x 2,3 x 6 m (L/B/H) dürfen nicht überschritten werden.
  • Trennungsfugen sollen nicht sichtbar sein.
  • Die gesamte Dekoration muss mindestens schwerentflammbar ausgestattet sein.
  • Für den Repertoire-Betrieb soll das Gesamtwerk reparaturfreundlich hergestellt sein.

Abwicklung
Die technische Planung erfolgte in Abstimmung zwischen der Technischen Direktion der Deutschen Oper Berlin und dem Projektleiter/Abteilungsleiter des Bühnenservice Berlin.

Arbeitsablauf
Zuerst wurde ein Grundgerüst aus Stahlprofilen als Volumenkörper und Stützbau gebildet, durchgeführt von den Werkstätten des Bühnenservice Berlin. Die externe Firma Kunstgestein & Zierelemente René Schneider stellte anschließend im Spritzverfahren Echtfelsabguss-Schalen für die Felsoberflächen her. Verarbeitet wurde dabei Acrystal Basic Crystal Pulver, gemischt mit flüssigem Acrystal Prima, zusätzlich wurde Quadraxialgelege zur Verstärkung eingebracht. In Zusammenarbeit beider Teams wurden die fertigen Schalen, die auf Stahlrahmen fixiert waren, am Grundbau montiert. Dies erfolgte in den Werkstätten des Bühnenservice Berlin, dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Anschluss zuständig für die Farbgestaltung waren.

Materialauswahl
Für die senkrechten Felswände wurden die beschriebenen Acrystal-Schalen verbaut, diese waren allerdings nicht für eine Begehbarkeit ausgelegt. Insgesamt entstanden 150 m² Schalenfläche in Sandsteinoptik. Herr Knuth Schneider, Projektleiter Dekorationsbau beim Bühnenservice Berlin, entdeckte den Werkstoff Acrystal durch Eigenrecherche, als er eine Alternative zu GFK suchte. So entstand der Kontakt zu Anwendungstechniker Herbert Kiefer von Lange+Ritter, der gerne vorbeikam und allen Beteiligten das Spritzen von Acrystal in den Schalen demonstrierte. Diese überzeugende Vorführung war einer der Gründe, die zur Verwendung von Acrystal führten, ausschlaggebend waren zudem folgende positive Eigenschaften des Werkstoffs:

  • Keine Gesundheitsgefährdung bei Verarbeitung und Nachbearbeitung.
  • Unkomplizierter Umgang mit den Komponenten.
  • Mehrere Techniken bei der Verarbeitung möglich (Gießverfahren, Spritzguss, Handlaminieren, begrenzt frei formbar).

Die Entscheidung, Acrystal für die Herstellung der vertikalen Bereiche zu verwenden, hat Herr Schneider nicht bereut. Da es nur für die dekorativen Elemente eingesetzt wurde, konnte die durchschnittliche Wandungsstärke sogar von 10 mm auf 5 mm abgesenkt werden und das Resultat war trotzdem extrem steif und fest. Schadstellen ließen sich leicht ausbessern.

In den begehbaren Bereichen wurde eine gewisse Elastizität des Bodens für die Darsteller gefordert, d. h. der Boden sollte „bespielbar“ sein. Ein Kniefall, Sturz auf den Boden oder längeres Liegen wäre auf einer harten Acrystal-Fläche ziemlich unangenehm oder sogar gesundheitsgefährdend gewesen. Zudem wäre das benötigte Schalengewicht bei ca. 10 mm Dicke zu hoch für Montage und Demontage geworden. Aus diesen Gründen wurden die ebenen Flächen zwischen den Felswänden mit kaschiertem Styropor gebaut.

Abschließende Arbeitsschritte
In der Nachbearbeitung erfolgte das Bohren, Flexen, Feilen und Schleifen. Nachträglich wurden zudem Halteeisen und Ergänzungsstücke auflaminiert. Für die farbliche Gestaltung wurden wasserlösliche Dispersionsfarben in Lasiertechnik eingesetzt. Die Acrystal-Fläche war ein hervorragender Malgrund mit sehr guter Haftung. Da die Oberfläche nicht saugte, wurde nur wenig Farbe benötigt.

Fazit
Insgesamt sechs Monate wurden für die Herstellung der gigantischen, archaischen Felslandschaft mit zwei Anhöhen benötigt, davon drei für Herstellung, Montage und Nachbearbeitung der Acrystal-Schalen. Der Werkstoff Acrystal hat sich dabei bewährt, bestätigt Herr Knuth Schneider und lobt die leichte Verarbeitung sowie die guten Anwenderinformationen der Firma Lange+Ritter. Die Felsformation wirkt sehr authentisch und beeindruckte auch das Publikum bei der Premiere am 21. Oktober 2012. Momentan finden Aufführungen im laufenden Spieljahr statt. Der Auf- und Abbau auf der Bühne ist im Rahmen der zulässigen Zeit möglich, ebenso eine relativ schadenarme Montage und Demontage.

Bildergalerie (Zoom und Blättern per Klick)

Informationen zu den Beteiligten

Inszenierung der Deutschen Oper Berlin www.deutscheoperberlin.de
Regie: Philipp Stölzl; Ausstattung: Conrad Moritz Reinhardt und Philipp Stölzl

Stiftung Oper in Berlin  www.oper-in-berlin.de

Bühnenservice Berlin (ein Teilbetrieb der Stiftung Oper in Berlin) www.buehnenserviceberlin.de
Projektleiter Dekorationsbau: Knuth Schneider

Firma Kunstgestein & Zierelemente René Schneider  www.kunstgestein.de

Text: PKM Petra Kieninger Marketing