Anwenderbericht

Schachfiguren aus Acrystal


Schachfiguren mit Charakter? Gibt es das? Aber natürlich! Da wären die stolze und selbstbewusste Dame und der König, der ihr durch seine bloße Präsenz etwas von ihrer Dominanz nimmt. Der flotte Läufer, der so aussieht, als möchte er gleich lossprinten und sich nicht länger aufhalten lassen. Der solide Turm, der bodenständig wirkt und akzeptiert hat, dass er nicht springen darf. Der Springer, der in der Gestalt des Pferdchens frech und unternehmungslustig wirkt. Und zuletzt der Bauer, der bescheiden auftritt aber bewusst genug ist, um nicht Dame werden zu wollen.

 


Wer die Haptikuss-Figuren und anderen Skulpturen von Frau Baumer und Herrn Blößer kennt, der wäre gar nicht auf die Idee gekommen, dass die beiden Künstler klassische Schachfiguren bauen würden. Und so, wie bei allen ihren Skulpturen, haben sie auch mit den Spielfiguren für das „königliche Spiel“ formschöne Individuen mit Persönlichkeit geschaffen.

Viel Arbeit steckt in den Kunstwerken, immerhin 32 an der Zahl. Aus Extruder-Hartschaum wurde jede Skulptur zunächst mit Sägen, Messern und Raspeln grob geformt und mit Schleifpapier geglättet. Größere Figuren wie der Läufer wurden innen mit Metall oder anderen massiven Materialien, wie z. B. Epoxyd-GFK, verstärkt. Im nächsten Schritt wurde mit Glasfilamentgewebe beschichtet, das in Acrystal Prima getränkt war, je nach Größe der Figur mit einer oder mehreren Lagen. Verwendet wurde dabei Gewebe in Köperbindung mit Silanschlichte. Damit wurde im Vergleich eine bessere Tränkung bewirkt als mit Gewebetypen in der Stärke von 110 - 280 g/m², die mit Finish für Epoxydsysteme versehen waren. Bei den Bodenflächen, die glatt sein mussten und erhöhtes Gewicht zu tragen hatten, wurde erfolgreich das Glasstapelfasergewebe 160 g/m² aus dem Lange+Ritter-Sortiment eingesetzt; bei schneller Tränkung, aber mit viel Harz. Experimentiert wurde bei einer größeren Skulptur auch mit dem Quadraxial-Glasgelege. Bedingt durch die relativ grobe Struktur waren dabei aber mehr Aufwand und Acrystal-Material erforderlich, bis eine glatte Oberfläche erreicht wurde.

Im nächsten Arbeitsgang wurde überstehendes und überlappendes Glasgewebe grob mit Schleifpapier geglättet. Die endgültige Form wurde durch mehrfaches Aufspachteln einer selbst hergestellten Spachtelmasse erzielt, die sich leicht schleifen lässt. Aus deren Substanz machen die beiden Künstler kein Geheimnis: Sie besteht aus Acrystal Prima und wird mit Leichtfüllstoff Microballons Q-Cell und Acrystal Thixotropierer zu einer Masse eingedickt, die sich mit dem Pinsel verstreichen lässt. Nach jeder Schicht hieß es wieder Schleifen, bis zuletzt die endgültige Form und die „Endglätte“ erreicht waren. Noch vorhandene Poren und Riefen wurden mit einer wasserverdünnten, haftvermittelnden Acryl-Grundierung versiegelt. Und nach der Bemalung mit hochwertigen Künstler-Acryl-Farben sorgte ein hochglänzender 2K-Acryl-Klarlack für eine kratz-, chemikalien- und wetterbeständige Versiegelung der Oberfläche.

„Schachmatt“? Das gilt zum Glück nicht für Sylvia Baumer und Manfred Blößer, die mit dem Ergebnis so zufrieden sind, dass sie es lieber mit dem Schachbegriff „Zugpflicht“ halten und Acrystal auch weiterhin verwenden werden.

 

Angaben zu den Künstlern
Sylvia Baumer, Coach und Künstlerin für Idee, Grobform und Bemalung.
Manfred Blößer, Dipl.-Informatiker und Modellbauer für Beschichtung, Feinschliff und Verfeinerung, Endlackierung.
Weitere Informationen unter www.haptikuss.de
Für Sommer dieses Jahres ist in der Rödermark die Ausstellung „einfach Schach“ geplant, bei der natürlich auch gespielt wird.