Acrystal-Beispiele aus Nachbarländern


Elche aus Acrystal für eine Ausstellung in Mérida/Mexiko

"Hermandades Escultóricas. México - Alemania. Diálogo estético 2008", so lautete der Titel der Ausstellung in Mérida, der Hauptstadt von Yucatán in Mexiko.
Organisiert wurde sie von der Fundación Cultural MACAY, A.C. in Zusammenarbeit mit dem Projekt Mérida de Yucatán, Ciudad de la Escultura (MYCE).
40 Künstler/Bildhauer (20 aus Mexiko und 20 aus Deutschland) wurden durch eine Jury ausgewählt und eingeladen, in Mérida ihre Arbeiten zu präsentieren.

Das Ziel der Ausstellung war es, einen Dialog zwischen Künstlern aus dem eingeladenen Land und dem Gastgeberland Mexiko zu initiieren.
Beschäftigen sollten sich die Künstler, neben dem ästhetischen Anspruch, mit folgendem Ansatz: der Besorgnis um die Ausbeutung der Umwelt, des Missbrauchs der Ressourcen und den daraus folgenden Konsequenzen. Dabei sollten die direkten und indirekten Auswirkungen auf das Alltagsleben, die täglichen Gewohnheiten und der gedankenlose Umgang im öffentlichen und privaten Raum erkundet werden.

Die Skulpturenausstellung sollte die Bewohner Méridas hinsichtlich ihrer Wahrnehmung auf ihre Umwelt sensibilisieren, indem sie diese Themen aufgriff und problematisierte. Jimena Espejo Real, Direktorin des Projektes MYCE, hob hervor, dass vor allem der respektvolle Umgang mit Form und Material im kuratorischen Konzept aufgegangen sei. Das Projekt unterstrich die Wichtigkeit und Notwendigkeit, sich mit neuen Ideen – unter Verwendung verschiedener recycelter Materialien – hinsichtlich der Umweltproblematik im öffentlichen Raum auseinanderzusetzen.
Außerdem stellte sie fest, dass sowohl mexikanische als auch deutsche Künstler eine sehr ähnliche Poetik in ihren Arbeiten entwickelten und ausdrückten.

Fast alle Arbeiten wurden eigens für diese Ausstellung konzipiert. Die Künstler haben ihre Werke an Ort und Stelle konstruiert und erschaffen – welches eine Herausforderung sowohl in Bezug auf den zeitlichen Rahmen von zehn Monaten, in dem die Skulpturen und Installationen in Mérida zu sehen waren, als auch wegen der extremen Witterungsverhältnisse (Temperaturen um die 40 Grad Celsius und tropische Regenfälle) darstellte. Ein stetiger Begleiter war für die teilnehmenden Künstler die Furcht vor drohenden Hurrikanen und Diebstahl der Ausstellungswerke.

Herausforderungen, die Meike Staats nicht gescheut hat. Bereits in Deutschland hatte sie eine Serie von Elchen geschaffen, damals noch aus schwarzem Pappmaschee. Mit ihren Kunstwerken hatte sie sich um die Teilnahme an der Ausstellung beworben – und den Zuschlag erhalten. Elche sind für sie ein Symbol für die Vergänglichkeit, etwas, das vom Aussterben bedroht ist. Für die Ausstellung musste die Künstlerin ein anderes Material als Pappe finden, eines, das für die Präsentation im Freien besser geeignet war. Polyesterharz wollte sie nicht verwenden, das hätte für sie einen Widerspruch zum Umweltgedanken bedeutet. Da Meike Staats bereits mit Acrystal gearbeitet hatte, schien ihr diese Lösung die beste zu sein. Zu Recht, wie sich herausstellte.

Drei Wochen lang war Meike Staats in Mérida. Die beiden Elchfiguren, die sie dort schuf, sind 1,20 bzw. 1,60 Meter hoch und ca. zwei Meter lang. Alces nennt man sie in Mexiko. Sie bestehen aus Holz, Drahtgewebe, Glasstapelfasergewebe und Acrystal. Das schwarze Pigmentkonzentrat, welches Meike Staats beigemischt hatte, färbte das Acrystal durch. Verzögerer brauchte sie kaum. Vielleicht lag es am Pigment, vielleicht aber auch an den tropischen Temperaturen. Verdicker (Thixotrop) hingegen hat sie verwendet.

Mit dem Ablauf war Meike Staats sehr zufrieden. Froh war sie vor allem, dass das Material unbeschadet, vollständig und zeitgleich mit ihr in Mexiko angekommen war. Vorsichtshalber hatte sie das Material am Frankfurter Flughafen angemeldet – das weiße Acrystal-Pulver hätte bei einer Kontrolle schlimmstenfalls mit Rauschgift verwechselt werden können, der Thixotropierer mit einer hochexplosiven Flüssigkeit. Die Acrystal-Datenblätter hatte sie auf verschiedenen Sprachen in die Alukisten zu dem  Acrystal-Material gelegt und diese nicht verschlossen. Das Vorgehen verschaffte der Künstlerin einen unruhigen Flug, erwies sich aber als schlau, denn alles wurde geöffnet und gründlich überprüft.

Trotz aller Strapazen hatte Meike Staats Freude an der Arbeit, erzählt sie. Und plant, bald wieder eine Skulptur nach dieser Methode zu bauen.